Kurze Geschichte der SELK

Autorin Wiebke Otten stammt aus der SELK-Gemeinde Tarmstedt. Im Rahmen ihres Lehramtsstudiums in den Fächern Ev. Religion und Mathematik verfasste sie eine Seminararbeit zum Thema „SELK und Frauenordination“. Der folgende Überblick über die Geschichte der SELK stammt aus dieser Seminararbeit.

Die SELK in ihrer heutigen Form wurde 1972 gegründet und besteht damit seit 51 Jahren. Die Wurzeln der SELK lassen sich jedoch bereits viel früher finden. Im 19. Jahrhundert wurden viele lutherische Freikirchen gegründet, zum Beispiel die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche, die Evangelisch-lutherische Kirche in Baden oder die Renitente Kirche ungeänderter Augsburger Konfession.[1] 

Die Gründungen erfolgten aus unterschiedlichen, aber meist ähnlichen Gründen. Ein Grund für die Gründung von lutherischen Freikirchen war die Suche nach religiöser Freiheit und Unabhängigkeit von staatlichen Einflüssen. In vielen Teilen Deutschlands gab es damals eine enge Verbindung zwischen Kirche und Staat, die dazu führte, dass staatliche Organe in die Angelegenheiten der Kirche eingriffen und die Kirchenleitung beeinflussten. Einige Lutheraner gründeten daher Freikirchen, um sich von dieser staatlichen Kontrolle zu lösen und ihre eigenen Angelegenheiten autonom zu regeln. Ein weiterer Hauptgrund war die Gründung von Einheitskirchen in Preußen. Lutherische Kirchen wurden mit reformierten Kirchen zur „unierten Kirche“ vereint.[2] Einige Lutheraner lehnten diese Union ab, da aus ihrer Sicht verschiedene, sich ausschließende Kirchenlehren nicht in einer Kirche vereint sein können. Deshalb wurden staatsfreie Freikirchen gegründet, um die eigenen lutherischen Traditionen und Überzeugungen beizubehalten. Zudem gab es eine Erweckungsbewegung, die die Gründung von Freikirchen inspirierte. Diese Bewegung betonte eine persönliche Beziehung zu Gott und eine spirituelle Erfahrung, die von der offiziellen lutherischen Kirche nicht immer unterstützt wurde.[3] 

Nach einer langen Zeit von Differenzen zwischen den einzelnen Freikirchen wurde 1919 aus sechs selbstständigen Freikirchen die Arbeitsgemeinschaft „Vereinigung evangelisch-lutherischer Freikirchen“ gegründet.[4] 1948 schlossen sich die Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden, die Hannoversche evangelisch-lutherische Freikirche, die Hermannsburg-Hamburger Freikirche und die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche in Hessen (Darmstadt) zur „selbstständigen evangelisch-lutherischen Kirche“ der sogenannten „alten SELK“ zusammen.

1950 schloss sich auch die Renitente Kirche ungeänderter Augsburger Konfession aus Hessen an. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden trat 1965 wieder aus und ist bis heute unabhängig. Die „alte SELK“, die Altlutheraner und die evangelisch-lutherische Freikirche verständigten sich 1947 auf die „Einigungsätze“ und bildeten damit eine inhaltliche Grundlage für eine zukünftig gemeinsame Kirche.[5] 

1972 schloss sich schließlich die „alte SELK“ mit der Evangelisch-lutherischen (altlutherischen) Kirche und der Evangelisch-Lutherischen Freikirche zur heutigen SELK zusammen. Die drei Kirchen „wollen damit ihre Einigkeit im Glauben und in der Lehre, wie sie diese in der Vergangenheit errungen haben, bekräftigen und die Aufgaben einer bekenntnisgebundenen evangelisch-lutherischen Kirche wirksamer erfüllen.“[6] 1976 trat die Evangelisch-Lutherische Bekenntniskirche und 1991 die Evangelisch-lutherische (altluth.) Kirche der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik der SELK bei.[7]Andere evangelisch-lutherische Kirchen sind dazu eingeladen der SELK beizutreten, wenn sie die Grundordnung anerkennen.[8]


[1] Vgl. Gilberto da Silva, Die „Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche“, in: Werner Klän / Gilberto da Silva (Hg.), Lutherisch und selbstständig. Eine Einführung in die Geschichte selbstständiger evangelisch-lutherischer Kirchen, Göttingen2020, 11; vgl. Frank Martin Brunn, Die „Evangelisch-lutherische Kirche in Baden“, in: Werner Klän / Gilberto da Silva (Hg.), Lutherisch und selbstständig. Eine Einführung in die Geschichte selbstständiger evangelisch-lutherischer Kirchen, Göttingen2020, 23. 

[2] Vgl. da Silva, Evangelisch, 11.

[3] Vgl. Konrad Uecker, Kirche auf festem Glaubensgrund. Fast alles über die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche, Groß Oesingen3 1996, 140 – 143.

[4] Vgl. Werner Klän, Vereinbarungen, Zusammenschlüsse, Vereinigungen, in: Werner Klän / Gilberto da Silva (Hg.), Lutherisch und selbstständig. Eine Einführung in die Geschichte selbstständiger evangelisch-lutherischer Kirchen, Göttingen2020, 106.

[5] Vgl. ebd., 108f.

[6] SELK, Grundordnung, 100.1. 

[7] Vgl. Klän, Kirche, 140f. 

[8] Vgl. SELK, Grundordnung, 100.2. 

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